Ablauf

Informationen zur Therapieablauf

Wie verläuft eine Brainspotting-Sitzung?

Der Ablauf einer Brainspotting-Sitzung wird hier exemplarisch für eine Patientin mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung nach einem traumatischen Einzel-Ereignis („Monotrauma“) beschrieben; die Behandlung ist ähnlich (wenngleich sicherlich umfassender) bei komplexen (wiederholten) Traumatisierungen und bei anderen psychischen Symptomatiken (siehe: „Wofür eignet sich Brainspotting?“).

  1. Die Patientin wird zunächst darin angeleitet, auf die Körperempfindungen zu fokussieren, die mit dem Ereignis einher gehen (z.B. Angst oder Erstarrung) und während des gesamten Prozesses mit der Aufmerksamkeit nah und freundlich-zugewandt beim körperlich-emotionalen Geschehen zu bleiben. Sie wird gebeten, die Intensität der Empfindungen fortlaufend einzuschätzen, z.B. auf einer Skala von 1-10.

  2. Währenddessen hört die Patientin auf Kopfhörern – während des gesamten Prozesses – eine Tonspur (Musik, Naturgeräusche u.ä.), die sanft zwischen den Ohren hin- und her wandert.

  3. Mit einem Zeigestab - der langsam durch das gesamte Blickfeld bewegt wird und dem die Patientin mit den Augen folgt -wird ein Blickpunkt gesucht, der das innere Erleben / die Emotionen steigert oder der sichtbare, reflexhafte Reaktionsmuster (v.a. in der unwillkürlichen Muskulatur) auslöst. Dieser „Brainspot“ wird nun während des gesamten Prozesses „gehalten“. Oft werden noch weitere „Brainspots“ hinzu genommen, beispielsweise solche, die eher ressourcevolle, sicherheitsspendende Körperempfindungen aktivieren (um z.B. ein „Überflutet-werden“ durch die belastenden Emotionen zu verhindern).

  4. Die Patientin erlebt nun einen charakteristischen Verlauf: Die belastenden Emotionen verwandeln sich – oft wellenförmig – allmählich in zunehmend ruhigere, ressourcevollere Gefühle (Prinzip der „Regulation“). Parallel dazu tauchen in ihrem Bewusstsein möglicherweise Sequenzen aus der traumatischen Situation oder aus damit verbundenen anderen, früheren Erfahrungen auf. Im Laufe des Prozesses verlieren diese Erinnerungen ihren belastenden Charakter. Der Therapeut begleitet diesen Prozess (der sich über längere Zeit bewegen kann) behutsam und stärkend, die eigentliche „Arbeit“ macht aber gewissermaßen das Gehirn der Patientin selbst (Prinzip der „Verarbeitung“).

  5. Der Prozess ist dann idealerweise zu Ende, wenn die Patientin an das Ereignis denken und dabei innerlich ruhig oder gelassen bleiben kann.

Die Patientin erlebt in der Folge eine deutliche Reduzierung oder Auflösung der posttraumatischen Symptomatik, sie kann eine neue Haltung zu dem Geschehen entwickeln.

Dieser Verlauf ist sicher idealtypisch; Brainspotting verläuft in der Regel in einer Reihe von Sitzungen und ist oft in ein weiter gefasstes psychotherapeutisches Vorgehen eingebettet.